Der folgende Bericht wurde von Stefan
Egger für die Lotek64 verfasst und wird
mit seiner Erlaubnis hier wiedergegeben:
Zum letzten Mal fand das traditionelle
Commodore Meeting in Wien in gewohnter
Weise statt. 2002 erstmals von Franz
Frankie Kottira ins Leben
gerufen, erfreute sich das Meeting immer
wachsender Beliebtheit. Auch die 14.
Ausgabe davon bildete keine Ausnahme: Die
österreichische Commodore-Szene
versammelte sich am 17. Mai 2015 in der
Wiener Freiheit.
Eine Hommage an den ursprünglichen
Gedanken hinter dem Treffen dem
C64, der Frankies eindeutiger
Lieblingscomputer ist kann dieses
Mal attestiert werden: Nicht weniger als
sieben C64, zwei SX-64 und ein
C64-kompatibler C128-D konnten bestaunt
werden. Zum Teil wurden von den Rechnern
wichtige Aufgaben übernommen: Christian
Nestinger hatte einen QuickShot
Roboterarm dabei, mit dem nach
Süßigkeiten gefischt werden konnte
eine sehr nette Idee.
Ronny hatte seinen C64 mit dem brandneuen
UK1541-Modul mit eine Nachbildung
der Commodore-Floppy mit Display,
angebunden über den Userport. Reini und
Robert kamen mit Speedern ausgerüsteten
Brotkästen, während Christoph
Egretzberger seine 65816-Erweiterung
zeigte. Ähnlich wie die Super CPU
(jedoch nicht kompatibel dazu) soll die
interne Karte den C64 beschleunigen. In
einem der SX-64 steckte das gelbe
Chameleon-Multifunktionsmodul
während am anderen ein Nadeldrucker vor
sich hin summte.
Diesmal einsam und als einziger Vertreter
der sogenannten C264-Serie (C16, C116 und
Plus4) war ein C116 vertreten, der
kleinste und seltenste dieser
Computerreihe von Commodore. Sein Design
und sein kleiner Formfaktor haben noch
heute seinen Reiz die mühsame
Gummitastatur jedoch nicht. Noch aus der
Zeit vor den Heimcomputern stammte das
Commodore-Pong-System, welches ebenso von
Christian Nestinger mitgebracht wurde.
Natürlich waren auch mehrere
Amiga-Modelle zu sehen: AMike hatte einen
Wolf im Schafspelz mit
einen toll aussehenden Amiga 1000, dessen
Platine jedoch ausgetauscht wurde. Das
GBA genannte Austausch-Board bietet unter
anderem eine 68060 CPU, 64 MB Fast RAM,
einen Flickerfixer und eine interne
Picasso II Grafikkarte und bringt dem
normalerweise nur beschränkt
erweiterbaren, ersten Amiga viele
nützliche Verbesserungen (jedoch keinen
AGA-Chipsatz). Gleich daneben wurde von
Turrican ein schneeweißer A1200 mit
schwarzen Tasten, auf dem mehrere Demos
abliefen, präsentiert. Der optisch
auffällige, jedoch angenehm sauber
gearbeitete Mod hatte eine 68060-CPU,
seitliche USB-Anschlüsse und ein
internes DVD-Laufwerk.
Etwas Besonderes hatte Thomas Dorn,
ehemaliger Mitarbeiter von Commodore
Österreich, dabei: Auf seinem A4000
führte er die bei Siemens entwickelte
Eisenbahnsteuerung vor. Erstmals konnte
man sich ein genaueres Bild von der
Software machen, von der Dorn schon oft
erzählt hatte. Mehrere kleinere
Bahngesellschaften im In- und Ausland
betrieben Ihre Gleisanlagen mit
Amiga-4000-Systemen: Stellung der Weichen
und Signale, Bahnübergänge und
Bahnhöfe konnten damit, grafisch
schematisch dargestellt, in Echtzeit
geprüft und gestellt werden. Den Amiga
wählte man einmal mehr
aufgrund des guten
Preis-/Leistungsverhältnisses und der
Flexibilität. Mit der Anforderung, vier
Bildschirme anzusteuern, wurde zusammen
mit der Firma MacroSystems eine Lösung
ausgearbeitet, wobei der Amiga mit vier
Retina-Grafikkarten bestückt
wurde.
Reinhold Schertler stellte schon am
Treffen vor zwei Jahren seine
konvertierten Videos auf einem Amiga 500
vor. Diesmal brachte er einen Amiga 2000
mit 68030-CPU mit, auf dem eine bessere
Qualität ermöglicht wurde. Mit
dem 68030er sind höhere Auflösungen
(bis zu 320x216), mehr FPS (15 FPS), und
besserer Sound (22 kHz in Stereo) ohne
Ruckeln möglich.
LCD brachte ein Kyroflux mit
eine kleine Platine, welche per
USB an einen Computer angeschlossen wird
und mit einem ebenso angeschlossenen
Diskettenlaufwerk der Datensicherung bzw.
dem Zurückschreiben von Images auf
Disketten zur Nutzung auf
Originalhardware dient. Eine Spezialität
war dabei das selbstentworfenes Gehäuse,
das an seinem 3D-Drucker 15 Stunden lang
Schicht für Schicht hergestellt wurde.
C128-Spezialist Günther Walter (er
stellte schon in vorherigen Treffen
seinen Softfreezer 128 vor)
konnte in Gesprächen neue Ideen für
interessante Projekte in Zusammenhang mit
seiner Lieblingsmaschine finden. Er
möchte versuchen im VDC-Modus eine
Spritscreen-Darstellung mit Text und
Grafik zu ermöglichen. Eine andere Idee
war, Steueraufgaben über die serielle
Schnittstelle laufen zu lassen
dies würde eine Übertragungsrate von
9600 Baud voraussetzen. Wir können also
gespannt sein, ob dies umgesetzt werden
kann.
Wahre Schmuckstücke waren aus der
Sammlung von Stefan Egger (computer
collection vienna) zu sehen: Zum
vermutlich ersten Mal auf einem
derartigen Event war der
Velvet zu sehen. Dieser
Prototyp des Amiga 1000 diente als
Entwicklungsgerät. Nicht nur das
Gehäuse weist Änderungen (keine
Unterschriften im Inneren sowie ein
eingeprägtes Commodore-Logo an der
Front) auf, auch die Platine zeigt ihren
frühen Entwicklungsstand: Einige ICs
wurden sechs Monate vor der Präsentation
des Serienmodelles gefertigt.
Außerdem wurde der A4000T in der sehr
seltenen Commodore-Version präsentiert.
Das schicke Gerät im großen, stabilen
Tower-Gehäuse war mit einer PPC-Karte
(198 MHz Takt), 128 MB RAM und
Grafikkarte Picasso IV
ausgestattet. So wurde der Kreis
geschlossen: Der erste und der letzte
Amiga standen zum vermutlich ersten Mal
in der bewegten Computergeschichte Seite
an Seite.
Nur kurz zu sehen war ein japanischer
VC20, welcher den Startpunkt für die
Fertigung von Heimcomputern im Hause
Commodore markierte. Dieser VIC1001
genannte Rechner kam zuerst in Japan auf
den Markt und erst später als VIC20 nach
Amerika. Hierzulande ist er als
Volkscomputer VC20 bekannt. Ähnlich wie
der japanische C64 besitzt das Gerät
eine Tastatur mit japanischen Zeichen
(statt den standardmäßigen
PETSCII-Symbolen) und einen entsprechend
modifizierten Zeichensatz.
Das letzte Treffen war ein voller Erfolg.
Ganz besonderer Dank geht somit an
Frankie, der die Location jahrelang
kostenlos bereitgestellt hat, und seine
Mitarbeiter, die den Betrieb im Lokal
außerhalb der regulären Öffnungszeiten
ermöglichten. Die viele damit verbundene
Arbeit (Reinigung sowie Aufbau von
Tischen und Steckdosen) und der kurze
Schlaf (die Disco hat samstags bis in die
früh geöffnet und das Meeting fand
immer Sonntagnachmittags am Ruhetag
statt) sowie ein Mitarbeiter weniger
gegenüber den Jahren zuvor, waren mit
ein Grund für seine Entscheidung, das
Organisieren des Treffens einzustellen.
Dazu kommt, dass ich
möglicherweise altersbedingt
immer bequemer werde und mir ein
gemütlicher Sonntag zu Hause inzwischen
lieber ist als noch eine Veranstaltung im
Lokal, so Frankie. Ich wünsche ihm
auf diesem Wege noch viele gemütliche,
erholsame Sonntage!
Frankie bleibt dem C64 treu: Die
Lichtanlage der Disco wird weiterhin vom
C64 gesteuert. Auch die sowie die
Buchhaltung wurde erst kürzlich an neue
Steuersätze angepasst und bleibt
weiterhin im Einsatz.
Thomas Dorn möchte das Meeting nächstes
Jahr fortführen. Ich bin mir sicher,
dass der Standortwechsel der Beliebtheit
keinen Abbruch tun wird und noch viele
weitere interessante Treffen für die
wachsende und aktive österreichische
Szene stattfinden werden. Frankie hat
zugesagt, dass er sich fest vorgenommen
hat, das Treffen am neuen Standort zu
besuchen. Wir freuen uns darauf!
Bilder von Stefan Egger und Reinhold
Schertler
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