Commodore-Meeting in Wien

 
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Sonntag, 17. Mai 2015 in der Wiener Freiheit
 
 


Der folgende Bericht wurde von Stefan Egger für die Lotek64 verfasst und wird mit seiner Erlaubnis hier wiedergegeben:


Zum letzten Mal fand das traditionelle Commodore Meeting in Wien in gewohnter Weise statt. 2002 erstmals von Franz „Frankie“ Kottira ins Leben gerufen, erfreute sich das Meeting immer wachsender Beliebtheit. Auch die 14. Ausgabe davon bildete keine Ausnahme: Die österreichische Commodore-Szene versammelte sich am 17. Mai 2015 in der „Wiener Freiheit“.

Eine Hommage an den ursprünglichen Gedanken hinter dem Treffen – dem C64, der Frankies eindeutiger Lieblingscomputer ist – kann dieses Mal attestiert werden: Nicht weniger als sieben C64, zwei SX-64 und ein C64-kompatibler C128-D konnten bestaunt werden. Zum Teil wurden von den Rechnern wichtige Aufgaben übernommen: Christian Nestinger hatte einen QuickShot Roboterarm dabei, mit dem nach Süßigkeiten gefischt werden konnte – eine sehr nette Idee.

Ronny hatte seinen C64 mit dem brandneuen UK1541-Modul mit – eine Nachbildung der Commodore-Floppy mit Display, angebunden über den Userport. Reini und Robert kamen mit Speedern ausgerüsteten Brotkästen, während Christoph Egretzberger seine 65816-Erweiterung zeigte. Ähnlich wie die Super CPU (jedoch nicht kompatibel dazu) soll die interne Karte den C64 beschleunigen. In einem der SX-64 steckte das gelbe „Chameleon“-Multifunktionsmodul während am anderen ein Nadeldrucker vor sich hin summte.

Diesmal einsam und als einziger Vertreter der sogenannten C264-Serie (C16, C116 und Plus4) war ein C116 vertreten, der kleinste und seltenste dieser Computerreihe von Commodore. Sein Design und sein kleiner Formfaktor haben noch heute seinen Reiz – die mühsame Gummitastatur jedoch nicht. Noch aus der Zeit vor den Heimcomputern stammte das Commodore-Pong-System, welches ebenso von Christian Nestinger mitgebracht wurde.

Natürlich waren auch mehrere Amiga-Modelle zu sehen: AMike hatte einen „Wolf im Schafspelz“ mit – einen toll aussehenden Amiga 1000, dessen Platine jedoch ausgetauscht wurde. Das GBA genannte Austausch-Board bietet unter anderem eine 68060 CPU, 64 MB Fast RAM, einen Flickerfixer und eine interne Picasso II Grafikkarte und bringt dem normalerweise nur beschränkt erweiterbaren, ersten Amiga viele nützliche Verbesserungen (jedoch keinen AGA-Chipsatz). Gleich daneben wurde von Turrican ein schneeweißer A1200 mit schwarzen Tasten, auf dem mehrere Demos abliefen, präsentiert. Der optisch auffällige, jedoch angenehm sauber gearbeitete Mod hatte eine 68060-CPU, seitliche USB-Anschlüsse und ein internes DVD-Laufwerk.

Etwas Besonderes hatte Thomas Dorn, ehemaliger Mitarbeiter von Commodore Österreich, dabei: Auf seinem A4000 führte er die bei Siemens entwickelte Eisenbahnsteuerung vor. Erstmals konnte man sich ein genaueres Bild von der Software machen, von der Dorn schon oft erzählt hatte. Mehrere kleinere Bahngesellschaften im In- und Ausland betrieben Ihre Gleisanlagen mit Amiga-4000-Systemen: Stellung der Weichen und Signale, Bahnübergänge und Bahnhöfe konnten damit, grafisch schematisch dargestellt, in Echtzeit geprüft und gestellt werden. Den Amiga wählte man – einmal mehr – aufgrund des guten Preis-/Leistungsverhältnisses und der Flexibilität. Mit der Anforderung, vier Bildschirme anzusteuern, wurde zusammen mit der Firma MacroSystems eine Lösung ausgearbeitet, wobei der Amiga mit vier „Retina“-Grafikkarten bestückt wurde.

Reinhold Schertler stellte schon am Treffen vor zwei Jahren seine konvertierten Videos auf einem Amiga 500 vor. Diesmal brachte er einen Amiga 2000 mit 68030-CPU mit, auf dem eine bessere Qualität ermöglicht wurde. Mit dem 68030er sind höhere Auflösungen (bis zu 320x216), mehr FPS (15 FPS), und besserer Sound (22 kHz in Stereo) ohne Ruckeln möglich.

„LCD“ brachte ein Kyroflux mit – eine kleine Platine, welche per USB an einen Computer angeschlossen wird und mit einem ebenso angeschlossenen Diskettenlaufwerk der Datensicherung bzw. dem Zurückschreiben von Images auf Disketten zur Nutzung auf Originalhardware dient. Eine Spezialität war dabei das selbstentworfenes Gehäuse, das an seinem 3D-Drucker 15 Stunden lang Schicht für Schicht hergestellt wurde.

C128-Spezialist Günther Walter (er stellte schon in vorherigen Treffen seinen „Softfreezer 128“ vor) konnte in Gesprächen neue Ideen für interessante Projekte in Zusammenhang mit seiner Lieblingsmaschine finden. Er möchte versuchen im VDC-Modus eine Spritscreen-Darstellung mit Text und Grafik zu ermöglichen. Eine andere Idee war, Steueraufgaben über die serielle Schnittstelle laufen zu lassen – dies würde eine Übertragungsrate von 9600 Baud voraussetzen. Wir können also gespannt sein, ob dies umgesetzt werden kann.

Wahre Schmuckstücke waren aus der Sammlung von Stefan Egger (computer collection vienna) zu sehen: Zum vermutlich ersten Mal auf einem derartigen Event war der „Velvet“ zu sehen. Dieser Prototyp des Amiga 1000 diente als Entwicklungsgerät. Nicht nur das Gehäuse weist Änderungen (keine Unterschriften im Inneren sowie ein eingeprägtes Commodore-Logo an der Front) auf, auch die Platine zeigt ihren frühen Entwicklungsstand: Einige ICs wurden sechs Monate vor der Präsentation des Serienmodelles gefertigt.

Außerdem wurde der A4000T in der sehr seltenen Commodore-Version präsentiert. Das schicke Gerät im großen, stabilen Tower-Gehäuse war mit einer PPC-Karte (198 MHz Takt), 128 MB RAM und Grafikkarte „Picasso IV“ ausgestattet. So wurde der Kreis geschlossen: Der erste und der letzte Amiga standen zum vermutlich ersten Mal in der bewegten Computergeschichte Seite an Seite.

Nur kurz zu sehen war ein japanischer VC20, welcher den Startpunkt für die Fertigung von Heimcomputern im Hause Commodore markierte. Dieser VIC1001 genannte Rechner kam zuerst in Japan auf den Markt und erst später als VIC20 nach Amerika. Hierzulande ist er als Volkscomputer VC20 bekannt. Ähnlich wie der japanische C64 besitzt das Gerät eine Tastatur mit japanischen Zeichen (statt den standardmäßigen PETSCII-Symbolen) und einen entsprechend modifizierten Zeichensatz.

Das letzte Treffen war ein voller Erfolg. Ganz besonderer Dank geht somit an Frankie, der die Location jahrelang kostenlos bereitgestellt hat, und seine Mitarbeiter, die den Betrieb im Lokal außerhalb der regulären Öffnungszeiten ermöglichten. Die viele damit verbundene Arbeit (Reinigung sowie Aufbau von Tischen und Steckdosen) und der kurze Schlaf (die Disco hat samstags bis in die früh geöffnet und das Meeting fand immer Sonntagnachmittags am Ruhetag statt) sowie ein Mitarbeiter weniger gegenüber den Jahren zuvor, waren mit ein Grund für seine Entscheidung, das Organisieren des Treffens einzustellen. „Dazu kommt, dass ich – möglicherweise altersbedingt – immer bequemer werde und mir ein gemütlicher Sonntag zu Hause inzwischen lieber ist als noch eine Veranstaltung im Lokal“, so Frankie. Ich wünsche ihm auf diesem Wege noch viele gemütliche, erholsame Sonntage!

Frankie bleibt dem C64 treu: Die Lichtanlage der Disco wird weiterhin vom C64 gesteuert. Auch die sowie die Buchhaltung wurde erst kürzlich an neue Steuersätze angepasst und bleibt weiterhin im Einsatz.

Thomas Dorn möchte das Meeting nächstes Jahr fortführen. Ich bin mir sicher, dass der Standortwechsel der Beliebtheit keinen Abbruch tun wird und noch viele weitere interessante Treffen für die wachsende und aktive österreichische Szene stattfinden werden. Frankie hat zugesagt, dass er sich fest vorgenommen hat, das Treffen am neuen Standort zu besuchen. Wir freuen uns darauf!



Bilder von Stefan Egger und Reinhold Schertler

 
 

Weitere Bilder gibt es im Fotoalbum von Stefan Egger

 
 

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